Man unterscheidet Seitenzug- und Mittelzugbremsen, wobei die Mittelzugbremsen nochmals in die herkömmliche Mittelzugbremse und die Cantilever - Bremse unterteilt werden. Die Cantilever - Bremse findet man hauptsächlich bei Mountain - Bikes, All - Terrain - Bikes und Reiserädern. Auf die Hydraulikbremse soll hier nicht eingegangen werden. Dazu bietet der Handel ein Service-Kit an, das mit einer sehr guten, deutschsprachigen Anleitung sowie allen benötigten Teilen ausgestattet ist. Scheibenbremsen sind bisher nur sehr selten an Fahrrädern zu finden, sie werden hier nicht behandelt.
Bei der Wartung und Pflege sind bei allen aufgeführten Bremsen prinzipiell die gleichen Arbeiten durchzuführen. Dazu gehören das Auswechseln, Fetten und Einstellen der Bremszüge, die Einstellung und das Ersetzen der Bremsschuhe sowie das Reinigen und Zentrieren der Bremskörper.
AIs Werkzeuge werden benötigt: Schraubenschlüssel, evtl. Inbusschlüssel, Zange und Seitenschneider.
Ein Bremszug muss ersetzt werden, wenn er durchgerissen ist, wenn der Nippel (am Bremsgriff) abgerissen ist oder besser schon dann, sobald die Drähtchen am Nippel beginnen abzureißen, oder aber wenn der Zug unelastisch wird.
Es gibt Bremsseile mit birnen- und tonnenförmigen Nippeln in verschiedenen Abmessungen (Abb.), im Zweifelsfall alten Bremszug bzw. Nippel als Muster beim Neukauf mitnehmen.
Und so wird der Bremszug ersetzt:
1.
Felgenbremsen sollten - wenn möglich - entspannt werden. Viele
Seitenzugbremsen besitzen eine Vorrichtung zur Entspannung Bremse, die gelöst
werden muss (Abb. oben). Bei einfachen Seitenzugbremsen muss dazu der Bremszug
am Bremshebel ausgehängt werden.
Ist
das Fahrrad mit einer Mittelzugbremse ausgestattet, muss der Bremszug am Kabelträger
ausgehängt werden. Bei Cantilever - Bremsen kann der Bremszug an einem
Bremsschenkel ausgehängt werden (Abb.
rechts).
Stellhülse - falls vorhanden - ganz hereindrehen. Bei Seitenzugbremsen finden
Sie die Stellhülse am Bremskörper (Abb. oben), bei Mittelzug- und
Cantilever - Bremsen am Bremsgriff oder am Bremszugwiderlager.
2. Klemmschraube lösen (bei der Seitenzugbremse am Bremskörper, bei Mittelzug- und Cantilever -Bremsen am Kabelträger).
3. Bremsseil durch Betätigen des Bremsgriffes lockern und aus der Klemmschraube herausziehen.
4. Bremszug ein Stück in den Bremsgriff schieben, bis der Nippel aus der Aufnahme herausgenommen werden kann.
5. Bremsseil aus dem Außenzug herausziehen und wegwerfen.
6. Außenzug auf Beschädigungen und Knicke kontrollieren, nur fehlerfreie Außenzüge weiterverwenden. Beim Neukauf sollten Außenzüge mit Kunststoff - Innenbeschichtung bevorzugt werden, da diese die Betätigungskraft der Bremse stark herabsetzen.
7.
Länge des Außenzuges überprüfen: Er sollte gerade so lang sein, dass
er bei voll eingeschlagenem Lenker weder geknickt (bei Hinterradbremse) noch
gedehnt wird. Überlängen abschneiden (besser: absägen) und evtl. entstandenen
Haken zurückbiegen. Ende glattfeilen.
Evtl. vorhandene Endhülse vom abgeschnittenen Ende unter Erwärmen (mit dem Fön
oder Feuerzeug) abziehen und auf das neue Ende aufsetzen.
8. Neues Bremsseil gut fetten. Dadurch wird ein leichtes Gleiten im Außenzug erreicht, außerdem bleibt der Zug länger flexibel und ist vor Korrosion geschützt.
9. Bremsseil vom Bremsgriff ausgehend durch die Bremsgriffdurchführung, Außenhülle und Stellhülse (sofern vorhanden) in die Klemmschraube führen.
10. Nippel in die Nippelaufnahme einführen.
11. Bremsseil am Querzugträger festschrauben.
1.
Entspannvorrichtung wieder feststellen. Bei Cantilever - Bremsen sollte der
Querzug so eingestellt werden, dass der Winkel zwischen Querzug und Bremsarm
etwa 90 ° beträgt (Abb. 3.1). Dieses ist aber nicht bei allen Fahrrädern/Bremsmodellen
möglich. Anschließend wird der Querzug eingehakt. Mit einer Stellhülse kann
die Feineinstellung durchgeführt werden.
Die Bremsschuhe sollten 2 - 3 mm Abstand von der Felge haben. Bei einem Schlag
in der Felge darf die Bremse aber nicht schleifen. Da jedoch die Bremswirkung
mit einer zu weit geöffneten Bremse rapide nachlässt, sollte die Felge bei
starken Schlägen nachzentriert werden.
2. Überlanges Bremsseil auf ca. 3 cm kürzen und mit einer Endkappe, durch Verkleben oder Verlöten als Schutz vor Verletzungen und gegen aufspleißen sichern.
3.
Mit fortschreitendem Bremsschuhverschleiß muss selbstverständlich der
Bremszug nachgestellt werden, eine Bremse mit Stellhülse stellt dabei eine
wesentliche Erleichterung dar.
Der Bremszug sollte etwa 1 - 2mal im Jahr nachgefettet werden.
Die Bremsschuhe müssen ersetzt werden, sobald das Profil abgebremst ist, da sonst der Wasserfilm, der sich bei Regenfahrten zwischen Bremsschuh und Felge bildet, nur schwer durchbrochen werden kann. Dadurch wird das Naßbremsverhalten der Bremse wesentlich verschlechtert.
Auch ungleichmäßig abgebremste Bremsschuhe sollten ersetzt werden, wobei eine korrekte Einstellung das ungleichmäßige Verschleißen verhindert.
Wichtig: Bremsschuhe müssen immer paarweise ausgetauscht werden!
Die Einstellung der Bremsschuhe erfolgt bei allen Felgenbremsen gleich, lediglich bei Cantilever - Bremsen gibt es eine Besonderheit.
Bei Neukauf der Bremsschuhe ist zu beachten, dass es verschiedene Befestigungsmöglichkeiten gibt. Außerdem ist es wichtig, dass die Bremsschuhe auf das Felgenmaterial (Alu, Stahl) abgestimmt sind (evtl. Fahrrad zum Händler mitnehmen). Manchen Bremsschuhen liegt eine Gebrauchs- und Montageanleitung bei, diese sollte unbedingt beachtet werden.
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Die Wartung des Bremskörpers erstreckt sich auf eine regelmäßige Kontrolle der Befestigung und der Einstellung sowie ein gelegentliches Schmieren der Drehstellen. Die Befestigung muss fest und spielfrei sein, die Bremsarme sollen sich jedoch auf dem Bremsbolzen noch leicht bewegen.
Der Bremskörper soll so eingestellt sein, dass beim Anziehen der Bremse beide Bremsschuhe gleichzeitig auf die Felge drücken. Ist dies nicht der Fall, können mehrere Fehler vorliegen:
· Das Laufrad ist nicht korrekt ausgerichtet.
· Der/die Bremskörper ist/sind nicht korrekt ausgerichtet.
· Der/die Bremskörper ist/sind stark verschmutzt, so dass die Rückstellkraft der Feder (n) nicht mehr ausreicht.
· Der Innenzug ist schwergängig geworden durch Alterung, Verschmutzung oder durch Beschädigung des Außenzuges.
· Die Konterung auf der Vorderseite der Seitenzugbremse ist zu fest angezogen.
· Mindestens ein Bremskörper ist verbogen.
Verbogene Bremskörper müssen ersetzt werden.
Das Ausrichten des Bremskörpers erfolgt bei allen Bremsen bis auf die Cantilever - Bremse am Befestigungsbolzen. Dazu löst man die Mutter auf der Rückseite der Bremse, wobei bei vielen Modellen ein Gegenhalten der Befestigungsmuttern auf der Vorderseite nötig ist (Abb.). Nach dem Ausrichten der Bremse wird die Mutter wieder festgezogen.
Ist die Konterung zu fest, müssen beide Muttern auf der Vorderseite gelöst werden. Sie sind wieder so anzuziehen, dass sich die Bremsarme leicht, jedoch spielfrei bewegen können. Dazu sind zwei Schraubenschlüssel erforderlich, um die innere Mutter festzuhalten, während man die äußere Mutter festzieht.
Einige Tropfen Öl oder Kettenfließfett auf die Drehstellen der Bremse sorgen für Leichtgängigkeit, nur in hartnäckigen Fällen muss der Bremskörper demontiert werden.
Die Demontage ist nicht schwer, wer sich jedoch nicht daran traut, findet in der Literatur eine gute Unterstützung.
Cantilever - Bremsen besitzen an jedem Bremskörper eine Rückstellfeder. Diese Federn müssen in ihrer Wirkung aufeinander abgestimmt werden. Dazu befindet sich bei einigen Fabrikaten (z.B. viele Modelle von Suntour) an einem der beiden Bremskörper direkt am Sockel eine Mutter, die mit einem flachen Schraubenschlüssel gedreht werden kann. Eventuell muss die Befestigungsschraube des Bremskörpers bei dieser Arbeit mit einem passendem Schrauben- oder Inbusschlüssel festgehalten werden. Bei anderen Fabrikaten (z.B. Shimano) findet man an der Seite eines der Bremsschenkel eine Schraube (manchmal ist es eine kleine Inbusschraube, die man leicht übersieht), mit der die Feder eingestellt werden kann. Bei vielen, besonders preiswerten, Bremsen findet man gar nichts, dann müssen die Bremskörper vom Sockel abgeschraubt werden. Hier wird eine Feder sichtbar, die in ein Loch am Sockel greift. Meistens gibt es drei Löcher, die Variation des benutzten Loches erlaubt eine grobe Einstellung der Federkraft.
Bei den Nabenbremsen unterscheidet man Rücktritt- und Trommelbremsen. Beide sind nahezu wartungsfrei.
Mögliche Fehler beschränken sich auf die Lager, die zu fest oder zu locker sein können. Zu fest eingestellte Lager äußern sich durch Knackgeräusche, auch kann die Funktion des Freilaufes beeinträchtigt sein. Bei zu lockerem Lager wackelt der Nabenkörper auf der Achse.
Der Bremsarm muss fest am Rahmen fixiert sein.
Tritt beim Bremsen ein Quietschen auf, müssen Bremskonus und Bremsmantel mit einem Spezialfett geschmiert werden. Dazu muss die Nabe auseinander genommen werden. Die Behebung all dieser Fehler überlässt man am besten dem Fachmann oder man löst das Problem mit Unterstützung der Literatur.
Die Trommelbremse wird meistens durch einen Bowdenzug, manchmal durch ein Gestänge bedient. Bei Pflege und Wartung des Bowdenzuges sind die gleichen Dinge zu beachten wie bei den Felgenbremsen. Beim Gestänge verdienen die Drehgelenke etwas Aufmerksamkeit. Sie dürfen sich nicht lösen und sollen regelmäßig geschmiert werden, um eine leichtgängige Bedienung zu gewährleisten.
Die möglichen Fehler sind dieselben, wie bei der Rücktrittnabe.
Die Bremse wird an der Stellhülse am Bremsarm (an der Nabe) eingestellt (Abb.). Die richtige Einstellung ist gefunden, wenn sich das Rad bei unbetätigter Bremse frei drehen lässt und der Bremshebel bei voll angezogener Bremse noch nicht den Lenker berührt.
Die Bremsbeläge müssen regelmäßig geschmiert und auf Verschleiß überprüft werden, verschlissene Beläge sind auszuwechseln. Dazu sowie zur Einstellung der Lager kann man entweder den Fachmann oder die Literatur befragen.